Wir sind noch jung,
doch wir tragen in Händen
die Steine der nahen,
der kommenden Zeit"
Aus der Jungwachtkantate
1969 komponierte ich die Jungwachtkantate,
ein Gesangs-Musikwerk für Bubenchor, Solisten, Clairons, Fanfaren,
Trompete, Posaune, Trommeln, E-Gitarre und Rhythmusgruppe. Das für
die Verhältnisse gross angelegte Werk von 30 Minuten Dauer führten
wir unter meiner Leitung mit dem gesamten Kreis Zähringen, also
allen fünf Scharen der Stadt Fribourg, in der Aula der Universität
und später im Hotel Bahnhof in Düdingen zusammen mit einem ebenfalls
von mir geschriebenen, damals recht provokativen Theaterstück "Verdammte
Dunkelheit" unter dem
gemeinsamen Anlass auf. Neu war vor allem Gesang im
Wechselspiel mit Clairons und Fanfaren.
Später, bei einem
Kantonstreffen in der Nähe von Wünnewil, habe ich dann
achthundert Buben gleichzeitig mit diesen
Signal-Naturtoninstrumenten singen lassen mit der eigens
dafür komponierten Clairon-Jazz-Messe.
Durch die Mischung von Clairons und Fanfaren und teilweise
auch einer Trompete zwischen den Claironstimmen wurde es
möglich, mehr als nur den Tonikadreiklang zu spielen. 1970
haben wir die Jungwachtkantate für eine 25 cm Schallplatte
aufgenommen, die noch heute im Internet herumgeistert. Bei
den Plattenaufnahmen liessen wir auch Mädchen vom Blauring
mitsingen. Damals waren nämlich Jungwacht und Blauring noch
getrennte Jugendverbände.
Am Jungwacht-Kantonstreffen, direkt unter dem Himmel, hatte niemand etwas einzuwenden, als wir jazzige Rhythmen zur Messe spielten und sangen. Anders dann in den Kirchen der Stadt Fribourg. Wir waren weit und breit die Ersten, die in der Westschweiz Spirituals (heute sagt man eher Gospels) mit Schlagzeug, Elektrogitarren und Orgel in Gottesdienste brachten. Das gefiel nicht allen Leuten, vor allem aus dem konservativen Lager von "Una Voce". Diese mobilisierten nicht nur die ganze Presse bis nach Genf, sie konfrontierten auch den Bischof. Der Bischof - zwar ein alter Mann, der aber vorausschauen konnte - liess uns gewähren und so feierten wir fast jeden Monat in einer anderen (vollbesetzten) Kirche einen Jugendgottesdienst mit dieser Musik, die wir vorsichtshalber Jazzmessen nannten. Es war aber das, was man damals als Beat und später als Rock bezeichnete - und es war der Anfang einer Entwicklung, aus der Jahre später die Hardrockband Black Angels hervorging.