Rockdisco


 

Wer tanzte, galt als verrückt bei denen,
die die Musik nicht hörten

Friedrich Nietzsche


Rockdisco

Manchmal sind es gerade die nicht gesuchten Aktivitäten, die dann am nachhaltigsten wirken. So geschah das auch mit der Rock-Disco, die wir in den späten 70ern und anfangs 80er in unserer Garage in Langwiesen mehrmals pro Jahr über die Bühne liessen und die sich zu einem so riesigen Erfolg steigerte, dass sie bis heute in den Erinnerungen der längst erwachsen gewordenen Rock-Tanz-Fans geblieben ist. An einem einzigen Abend verkauften wir in dieser improvisierten Diskothek im untersten Geschoss der „Greishalle“, wie man die Autogarage in solchen Fällen volkstümlich nannte, über 600 Eintritte. Sogar aus Zürich reisten Jugendliche an. Entstanden ist die Rock-Disco eigentlich nur durch eine Party, bei der wir mit der Royal Stewart Band, also der Langwieser Trommlergarde die Feuerthaler Tambouren einluden, um einen generationenalten Konflikt zwischen den beiden Hilaridörfern endlich zu beseitigen.

Geworden ist daraus diese Disco, die wir später mit der Rockgruppe „Black Angels“ und ihrem ganzen Equipment durchzogen. Dabei achteten wir darauf – ganz einfach, weil uns das so gefiel – dass kein sogenannter Discosound durch die Boxen kam, wie das in allen andern Diskotheken damals so üblich war, z. B. „Bonny M“. Das schrieben wir auf die Plakate und das demonstrierten wir auch, indem wir einen lebensgrossen, aus dem „Bravo“ ausgeschnittenen John Travolta („Saturday Night Fever“) an einem Galgen ans Eingangstor hängten mit dem Hinweis darunter.

Eine Rock-Disco, bei der sich nur Rockplatten auf dem Turntable drehte, von „AC-DC“ bis „Status Quo“ und von „Deep Purple“ bis „Uriah Heep“, das gab es weit und breit nirgends. Und das war unser Erfolg, der selbst den Jugendkeller in der Stadt Schaffhausen an diesen Abenden einfach leer fegte. Die Leute aus Langwiesen machten sich auf, zu einem Abendspaziergang, um die Hunderte Töfflis zu sehen, die vor unserem Geschäft parkierten. Die längste Disco lief an einem Hilari, wo wir innerhalb zweier Tage und Nächte insgesamt 26 Stunden lang die Tanzfläche in Betrieb hielten. Ich stand die ganze Zeit am Plattenteller, mitten im Raum, wie in einer Bar, und erfüllte alle Wünsche, welche gut gelaunte Kids von links und rechts, von vorne und hinten an mich herantrugen. Der absolute Renner an dieser Hilari-Rockdico, ich erinnere mich gut: „Long live Rock ‚n’ Roll“ von „Rainbow“.

Ach ja, und dann war da noch der Gemeinderat Feuerthalen, dem das Ganze ganz und gar nicht passte und der alles versuchte, um es uns zu vergällen, dem das aber wegen meiner Zähheit und dem Wissen, dass die ganze Jugend hinter mir stand, einfach nicht gelingen wollte.

➥ nach oben
➥ zurück zum Hauptmenü